sábado, 7 de abril de 2012

Luis de Guindos: „Was wir tun, ist absolut notwendig“

De Guindos anuncia en Alemania nuevos recortes en educación y sanidad. ¿Cuándo va a explicar a los españoles ese plan?

Schuldenkrise „Spanien wird es aus eigener Kraft schaffen“

06.04.2012 ·  Spanien steht vor einem schwierigen Jahr: Die Wirtschaftsleistung sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt. Doch nur mit harten Reformen kann das Land Spanien Vertrauen zurückgewinnen, sagt Wirtschaftsminister Luis de Guindos im F.A.Z.-Gespräch. 

© REUTERS Luis de Guindos: „Was wir tun, ist absolut notwendig“
Wird die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ihre Krise überwinden und zwar aus eigener Kraft?
Ja, wir werden sie überwinden, sogar gestärkt und ohne irgendwelche Hilfe von außen. Spanien ist ein Land, das in der Vergangenheit Fehler gemacht und Ungleichgewichte angehäuft hat. Jetzt sind wir auf dem Weg, alle diese Probleme zu korrigieren. Wir werden die öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen. Unsere Regierung, vor vier Monaten gewählt, hat eine absolute Mehrheit im Parlament und ein klares Mandat für Sparsamkeit und Reformen. Damit werden wir es schaffen.
Sie haben ein drastisches Anpassungsprogramm beschlossen, mit Kürzungen und Steuererhöhungen von insgesamt 25 Milliarden Euro für dieses Jahr. Ist das wirklich der einzige Weg, um Rettungsaktionen wie für Griechenland, Irland und Portugal zu vermeiden?
Die finanzielle Konsolidierung ist unausweichlich. Die vorige Regierung hat ein Defizit von 8,5 Prozent statt der vorhergesehenen 6 Prozent hinterlassen. Deshalb müssen wir eine zusätzliche Anstrengung unternehmen und das im Umfeld einer Rezession. Wir müssen vor allem das Vertrauen in die spanische Wirtschaft zurückgewinnen. Das heißt, nicht nur ein Defizit von 5,3 Prozent in diesem, sondern von 3 Prozent im nächsten Jahr erreichen. Diesem Ziel fühlen wir uns fest verpflichtet.

 Wird die Kur den Patienten umbringen?
Nein. Was wir tun, ist absolut notwendig. Spanien hat gegenwärtig ein Finanzierungsproblem. Wenn die Märkte keine Konsolidierung erkennen, können sie die Staatsfinanzierung noch verteuern. Das kann dazu führen, dass auch der private Sektor in Schwierigkeiten gerät. Deshalb ist die Kontrolle des Defizits unabdingbar.
Wie interpretieren Sie dann die Reaktionen der Finanzmärkte mit kräftigen Verlusten an der Börse und einem Anstieg des Risikoaufschlags?
Die Märkte werden, wenn sie unseren neuen Haushalt genau studiert haben, positiver reagieren. Die ersten Reaktionen waren es nicht, weil Schaden für das Wirtschaftswachstum befürchtet wurde. Deshalb muss unsere Regierung gleichzeitig die Reformen auf dem Arbeitsmarkt, dem Bankensektor und in anderen Bereichen vorantreiben, um in den kommenden Wochen zu demonstrieren, dass wir mittelfristig wieder wachsen werden.
Wie sind die Aussichten für dieses Jahr? Negatives Wachstum von 1,7 Prozent, Anstieg der Arbeitslosigkeit von 5,3 auf vielleicht sogar 6 Millionen Spanier, Anstieg der Staatsschulden auf knapp 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts?
Dieses Jahr wird schwer. Aber es ist zugleich das Jahr, in dem das Fundament für die Erholung geschaffen wird. Die Regierung ist sich dessen bewusst und will hier auch im Blick auf die Lage in diesem Jahr keinerlei falschen Erwartungen wecken. Es wird hart mit weniger Wachstum und leider noch mehr Arbeitslosigkeit. Aber wir legen den Grund für ein besseres Jahr 2013.
Wie sieht die Reformbilanz der ersten hundert Tage aus?
Wir haben ein Stabilitätsgesetz verabschiedet, das für alle gilt: Zentralregierung, Regionen und Kommunen. Wir haben etwas für die Liquidität der Banken getan. Und wir haben eine Arbeitsmarktreform verabschiedet, die ein System verändert, das wesentlich zu der hohen Arbeitslosigkeit beigetragen hat. Hier liegt der eigentliche wunde Punkt unserer Wirtschaft.
24 Prozent Arbeitslose, unter jungen Leuten sind es sogar mehr als 50 Prozent. Sind das reale Zahlen oder betrifft das etwa bei Jugendlichen nur diejenigen, die nicht in einer Ausbildung sind?
Es betrifft logischerweise nur diejenigen, die arbeiten wollen und keinen Job finden. Die fünfzig Prozent gelten also nur für den aktiven Teil dieser Bevölkerungsgruppe, nicht für Studenten oder für die Gesamtzahl.
Wann und wie werden sich die Reformen bemerkbar machen und in welchen Sektoren zuerst?
In diesem Jahr werden wir noch eine Schrumpfung der Wirtschaft von etwa 1,5 Prozent haben. Im nächsten Jahr werden wir aber wieder leicht positive Entwicklungen sehen. Vor allem wird der Prozess der Zerstörung von Arbeitsplätzen aufhören. Aber, und das ist wichtig, unser Außenhandelsdefizit wird schon in diesem Jahr verschwinden. Die Inflation wird unter den europäischen Durchschnitt fallen. Spanien wird dadurch an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Mittelfristig werden wir vor allem im Dienstleistungsbereich und beim Tourismus Wirkung sehen. Außerdem gibt es Überraschungen. Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass Inditex eines der führenden Unternehmen der Welt würde. Die Fähigkeiten und Dynamik der spanischen Unternehmer sind vorhanden.
Was sind die nächsten Reformschritte?
Vor allem zwei: die Reform des öffentlichen Dienstes, insbesondere bei Gesundheit und Bildung, also eine Rationalisierung der entsprechenden Ausgaben der Autonomen Regionen, und in zweiter Linie die Verbesserung des Funktionierens der Märkte, zum Beispiel des Mietwohnungsmarkts, sowie Liberalisierungen im Handel und bei den professionellen Dienstleistungen.
Die Regierung hat Banken und Sparkassen verpflichtet, rund 50 Milliarden Euro für Wertberichtigungen wegen der Immobilienkrise zurückzustellen. Manche Ökonomen halten das Doppelte für nötig. Ist das nicht doch ein Fall für den europäischen Rettungsfonds?
Absolut nicht. Die Regierung hat schon Berichtigungen nach unten veranlasst und zwar bei Grundstücken, laufenden Bauprojekten und fertigen Wohnungen. Dazu sind rund 52 Milliarden erforderlich. Damit hätten die spanischen Kreditinstitute dann auf diesem Sektor die niedrigsten Bewertungen im Vergleich aller europäischen Banken. In keinem anderen Land hat es so große Anpassungen gegeben. Das wirkt sich natürlich auf die Resultate der Kreditinstitute aus. Diejenigen, die nicht mithalten können, müssen fusionieren. Die Schwachen werden verschwinden. Am Ende dieses Prozesses werden wir einen viel gesünderen Finanzsektor mit weniger und stärkeren Banken haben.
War der erste Generalstreik gegen die neue Regierung ein Erfolg?
Ein Generalstreik ist immer eine Niederlage für alle. Die Regierung hat den allergrößten Respekt vor dem Streikrecht. Sie ist aber zugleich überzeugt, dass ihr Reformprogramm das Richtige ist, um Spanien aus der Krise zu führen.
Die Gewerkschaften haben mit einer Verschärfung der Konflikte gedroht. Wird der soziale Frieden halten?
Diese Regierung hat eine absolute Mehrheit im Parlament, erhebliche Unterstützung in den meisten Regionen des Landes und ein Reformmandat. Das werden wir auch durchsetzen.
Für die angekündigte Steueramnestie gab es bislang wenig Beifall. Wird sie Erfolg haben und die erwarteten 2,5 Milliarden in das Staatssäckel bringen?
Das sind außergewöhnliche Maßnahmen für außergewöhnliche Zeiten. Spanien muss überall nach Möglichkeiten suchen, um Einnahmen zur Senkung des Defizits zu finden.
Welche Bedeutung hat die Schattenwirtschaft, die auf ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts geschätzt wird?
Was die Regierung tun muss, ist, sie auszutrocknen. Es handelt sich hier um unlauteren Wettbewerb zwischen kleinen und mittleren Unternehmern, die ihre Steuern bezahlen oder es eben nicht tun. Das ist eine Verzerrung des Wettbewerbs und die verstärkten Kontrollarbeiten der Finanzämter werden entscheidend sein. Diese Regierung sieht sich dem Kampf gegen den Steuerbetrug voll verpflichtet.
Noch eine Osterbotschaft für die europäischen Partner?
Die spanische Regierung will Reformen und Ordnung in den öffentlichen Kassen. Wir haben ein sehr schlechtes Erbe bekommen. Aber wir nehmen es an. Wir müssen jetzt machen, was in den vergangenen vier Jahren nicht gemacht wurde, und zwar in den nächsten sechs Monaten. Das ist gut für Spanien und wird uns wieder in einen vertrauenswürdigen Partner in der EU verwandeln.

Das Gespräch führte Leo Wieland. Quelle: F.A.Z.

No hay comentarios: